Die Welt der digitalen Systeme
Welche Möglichkeiten die Vernetzung neuer Komponenten eröffnet
Die Welt der digitalen Systeme
Die Verarbeitung großer Datenmengen, die Vernetzung unterschiedlicher Komponenten und die Interaktion zwischen allen Marktteilnehmern eröffnet eine neue Servicewelt rund um Gebäude. Die neuen Anwendungsmöglichkeiten für unsere Kunden reichen von digitaler Installationsplanung bis hin zu vernetzten Geräten für mehr Komfort und Sicherheit beim Wohnen.
Wohin sich die Gebäude- und Lichttechnik in Zukunft bewegen wird, zeigen Aussteller aus aller Welt alle zwei Jahre auf der internationalen Leitmesse Light+Building in Frankfurt. 2016 zählte der Messestand von Hager mit mehr als 25.000 Besuchern wieder zu den Highlights dieser Branchenschau. Die Besucherzahl entspricht immerhin der Bevölkerung einer mittelgroßen Kleinstadt.
Das Fachpublikum zeigte diesmal besonderes Interesse an der neuentwickelten Planungssoftware hagercad 3.0. Erstmals können damit automatisch uni- und multipolare Elektroinstallationen kreiert werden. Dabei garantiert das Programm, dass alle aktuellen nationalen Standards und Vorschriften beachtet werden und es ermöglicht den Installateuren sogar, die eigene Arbeitsleistung für entsprechende Angebote zu kalkulieren. Kurzum, es trifft den Anspruch von Hager, den Installateuren „erstklassige Tools zur Verfügung zu stellen, damit sie Produkte von Hager effizient und einfach planen, konfigurieren und verbauen können“, wie es Ulrich Holzer, Director Corporate IT, formuliert.
Mehr als 30.000 Nutzer haben die Software bereits installiert. Thierry Friederich, Senior IT Manager für hagercad, erklärt diesen Erfolg damit, „dass in diesem Produkt nicht nur unser tiefes Wissen um alle relevanten und aktuellen Normen und Standards in den jeweiligen Märkten steckt, sondern auch die Erfahrung unserer Kunden, die in die Programmierung mit einfließen, damit unsere Produkte in der Praxis die bestmögliche Hilfe bieten.“
Friederich hat das digitale Erwachsenwerden bei Hager von der ersten Stunde an mitgestaltet. „Der Anfang war vor mehr als 20 Jahren der erste E-Katalog, der noch als CD zu den Kunden ging“, wie Friederich mit einem Lächeln erzählt. Heute kümmert er sich um die Plattform hagercad, „dem Mutterschiff“ wie er es nennt, weil daran verschiedene weitere Services für die Kunden andocken.
Diese Anwendungen werden den Kunden mittels effizienter Apps auch verstärkt für mobile Endgeräte angeboten. Der nächste Schritt ist dann die Einbettung neuer Technologien wie etwa der virtuellen Realität.
Verbindung in die Welt von myHager
Ulrich Holzer sieht in digitalen Installationshilfen wie hagercad ein Segment, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Schließlich drängen auch Hager Produkte immer tiefer in die Welt der Dinge vor und hinterlassen ihre digitalen Spuren in der Cloud. Hager stattet Produkte zunehmend mit digitalen Schnittstellen, Rechenleistung und Software aus, um Plattformen als neuen Raum für digitale Anwendungen und die Interaktion mit den Kunden zu schaffen.
Hager lässt sich auf diesem Weg von den eigenen hohen Ansprüchen und den Bedürfnissen der Kunden leiten. Wobei der Kundenbegriff eine Erweiterung erfahren hat, noch mehr als bislang werden künftig auch Endverbraucher, also die Mieter und Eigentümer von Wohnräumen und –gebäuden eine wichtige Rolle für Hager spielen.
Eine der Herausforderungen ist es, vielfältige digitale Anwendungen und verschiedene Kunden in einer homogenen digitalen Hager-Welt zusammenzuführen. Im Fall der Planungssoftware hagercad 3.0 gelingt dies beispielsweise durch eine Verbindung zu myHager. Die Plattform fungiert als übergeordnetes Habitat für die digitale Evolution von Hager, seit dem Start im Jahr 2015 ist myHager mittlerweile in zehn Ländern verfügbar. Ende 2017 werden es 20 Märkte sein.
Mehr als 50.000 Kunden haben bereits Zugang zum digitalen Hager-Kosmos. Hier finden die verschiedenen digitalen Systeme und die Produktwelt von Hager zusammen, hier lassen sich Produkte konfigurieren, Projekte planen und wichtige Daten archivieren. Die Richtung, in die sich Hager dabei bewegen möchte, erklärt Thomas Burklé am Beispiel des Automobils: „Ein Auto starten Sie mit ihrem Schlüssel und dann bedienen Sie Musik, Klimaanlage, Licht und viele andere Features, die mit dem eigentlichen Fahren gar nichts zu tun haben. Sie kämen aber nie auf die Idee, sich dafür beispielsweise jeweils extra einzuloggen.“
Thomas Burklé verantwortet den Bereich der IT-Marketinganwendungen. Er sagt: „Früher existierten in der Hager-Welt noch zu viele verschiedene Touchpoints und Plug-ins. Anwender benötigten oft eine ganze Handvoll Passwörter, wollten sie mit den vielfältigen Anwendungen agieren.“
An dieser Stelle Vereinfachungen zu schaffen und intelligente Verknüpfungen zu implementieren, ist Voraussetzung dafür, um beispielsweise den überaus spannenden Bereich Smart Home erfolgreich zu besetzen. Die moderne Wohnung kommt Burklés Analogie mit dem Auto schon sehr nahe: Musik, Licht, Heizung, Klima, Türsicherung – das alles lässt sich heute über eine Steuerungseinheit, etwa das Handy, regeln. Die Funktionen kommunizieren miteinander, sammeln und verarbeiten Daten. Das Smartphone avanciert in Gebäuden zum Generalschlüssel und zur allgemeinen Fernbedienung für sämtliche Geräte; für den Installateur wiederum wird es zur smarten Entsprechung des klassischen Schraubendrehers, mit dem er heute elektronische Systeme prüfen und regulieren kann.
Künftige Produkte werden nicht mehr allein für eine simple Funktion entwickelt, es ist vielmehr ebenso zu beantworten, welche Daten es sammelt, welcher Service sich daraus für den Kunden ableiten und mit welchen anderen Komponenten es sich vernetzen lässt. Eine Antwort auf diese Fragen lautet coviva – Hagers neue Smart Home Anwendung.
Produkte und digitale Anwendungen für das Smart Home wünschen sich Anwender immer häufiger aus einer Hand. Darin liegt eine große Chance für Hager. Um diese auch einzulösen, ist eine engere Bindung zu den Nutzern und Eigentümern von Gebäuden eine wichtige Vorrausetzung. „Diese Verbindung hat es in der Vergangenheit mit den klassischen Hardwareprodukten nicht gegeben, da standen wir vor allem mit den Installateuren und Großhändlern in Kontakt. Nun konfrontieren uns Mieter und Hausbesitzer mit ganz neuen Erwartungen“, meint Thomas Burklé.
Es geht um den Aufbau einer Beziehung, einer persönliche Ansprache, einem vertrauensvollen Miteinander. Startet ein Kunde seine coviva-Smartbox, wird diese Person mit einer Mail persönlich auf der myHager Plattform begrüßt. Es wird geprüft, welche Geräte bereits angeschlossen sind, um dann gezielt Vorschläge und Hilfestellungen zu weiteren Anwendungen und Optimierungen zu unterbreiten. Die Smartbox lässt sich mit der Welt von myHager verlinken und auch von unterwegs aus steuern. Themen wie Energieeffizienz, Wohnkomfort und Sicherheit lassen sich dadurch positiv beeinflussen. coviva ist das erste Produkt das mit myHager verbunden wurde; in 2017 werden weitere sechs Produkte folgen.
Die digitale Vernetzung der Dinge birgt großes Potential. Zwei Drittel aller Wohngebäude in Deutschland gelten als sanierungsbedürftig. Bei Modernisierungen lassen sich aber oft nur eingeschränkt elektrische Anlagen konzipieren, die Installateure sind häufig an die vorhandenen Kabelstrukturen gebunden. Kabelfreie Vernetzungen wie über die coviva-Smartbox erlauben einen hochmodernen und individuell angepassten Service, auch ohne Neuverkabelung der elektrischen Infrastruktur.
Konfiguration und Kollaboration
Die neue Vernetzung von Funktionen und Geräten führt zu einem neuen Miteinander zwischen den Marktteilnehmern. Endnutzer, Installateure und Großhändler begegnen sich in der digitalen Hager-Welt auf Augenhöhe. Hager bietet allen Beteiligten Zugang zu seinen Tools und seinem Know-how. Großhändler nutzen die Konfiguratoren von Hager für Umsätze mit ihren eigenen Kunden. Installateure wiederum speichern geplante und realisierte Installationen auf myHager und können darauf von überall mit verschiedenen Geräten zugreifen.
Der künftige Erfolg wird davon abhängen, welcher Wettbewerber das beste Verständnis über den vollständigen Lebenszyklus eines Produktes entwickelt und daraus die Angebote mit dem größten Kundennutzen ableitet. Das verlangt, sich auch im Tagesgeschäft noch konsequenter in die Position des Endnutzers hineinzuversetzen, nicht nur über den Verkauf von Produkten nachzudenken, sondern auch über neue Services, etwa das Vermieten von Produkten für digitale Anwendungen oder deren Bereitstellung. Ein Beispiel dafür sind vernetzte Rauchmelder, die auch Daten für Schadensmeldungen an die Versicherer sammeln oder Notrufe auslösen können. Solche smarten Geräte werden heute durch Hager bereits einschließlich dieser Leistungen vermarktet. In anderen Fällen kann ein zusätzlicher Service die Attraktivität der Produkte erhöhen, etwa wenn Hager Alarmsysteme inklusive einer dreijährigen Videoüberwachung anbietet.
Klingt das nicht nach einer spannenden Zukunft?