Wie wir künftig (besser) alt werden

Stephan Kreutzer über die Zukunft intelligenter Alltagshelfer

Wie wir künftig (besser) alt werden

Noch gelten intelligente Alltagshelfer als Zukunftsmusik. Dabei haben sie schon jetzt das Zeug, das Leben älterer und pflegebedürftiger Menschen spürbar zu erleichtern. Wir müssen ihnen nur endlich zum Durchbruch verhelfen. Und genau das wird sehr bald geschehen.

Ein Ausblick von Stephan Kreutzer.

Stephan Kreutzer hat in den vergangenen Jahren das AAL-Segment bei der Hager Group entscheidend mit aufbauen geholfen, bevor er zum Januar 2017 eine neue Aufgabe bei der Hager Group übernahm. Als Geschäftsführer der Atral Secal GmbH kümmert sich der Manager jetzt um ein anderes (lebens-) wichtiges Technologiethema: Intelligente Alarmanlagen.

Mal angenommen, ich würde – was ich nicht hoffe – gleich nach Fertigstellung dieses Textes einen schweren Schlaganfall erleiden, der mich mit erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen zurücklässt. Oder – ein anderes Szenario – ich würde trotz meiner 36 Jahre bereits an Alzheimer erkranken, was gar nicht so ungewöhnlich ist, wie es vielleicht klingt. Für Millionen Menschen sind genau diese Szenarien Realität. Und ihren Angehörigen bleibt häufig nichts Anderes übrig, als sie in die Obhut eines Pflegeheims zu geben, weil der Betreuungsaufwand für sie anders nicht zu bewältigen wäre.

Das ist der Stand der Dinge im Jahr 2017. Aber schon in wenigen Jahren könnte es ganz anders aussehen. Denn die nötigen Technologien, um in ihrer Mobilität eingeschränkten oder pflegebedürftigen Menschen zu helfen und ihnen Heim- oder Krankenhausaufenthalte zu ersparen, sind längst entwickelt. Wir nennen sie Alltagsunterstützende Assistenzlösungen (AAL).

Die technologischen Lösungen sind vorhanden, …

Sensoren können beispielsweise Herzfehler überwachen, indem sie Atmungsfrequenz, Blutdruck und Herztöne messen und an den behandelnden Arzt weiterleiten. Andere Assistenten schützen demente Menschen vor den Folgen ihrer Vergesslichkeit. Soll meine Herdplatte wirklich angeschaltet bleiben? Soll eine Vertrauensperson verständigt werden, weil der Kranke gerade seinen gewohnten Bereich verlässt und möglicherweise orientierungslos umherirrt? Vielen der 1-2 Millionen Demenzkranken allein in Deutschland könnten solche Lösungen einen Umzug ins Pflegeheim ersparen.

Ein drittes Feld sind Multimedia-Anwendungen gegen soziale Isolation. Denn was hilft es dem Bewohner, wenn er dank intelligenter Technologie zwar länger zu Hause bleiben kann, dabei aber „sozial verarmt“? Bildschirmtelefonie gewährt bunte Einblicke in den Alltag der Enkel. Ein virtueller Butler wird zum Türöffner in die Außenwelt: Er kennt das örtliche Veranstaltungsprogramm und die Fahrpläne des öffentlichen Nahverkehrs, kann Essen oder Blumen bestellen und managt Verabredungen mit den Nachbarn. Er kann, mit anderen Worten, pflegebedürftige Menschen mit dem wahren Leben vernetzen – Menschen, denen heute häufig nichts Anderes übrigbleibt, als sich in die Obhut eines Pflegeheims zu begeben.

… aber haben sich noch nicht durchgesetzt.

Und trotzdem kämpfen heute viele Akteure mit der erfolgreichen Marktdurchdringung und langfristiger Profitabilität. Warum?

Die Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Technologie ist im Gegensatz zu früher nicht mehr das Problem. Alles ist schon da, auch wenn es sich vielfach noch um proprietäre Insellösungen handelt. Die Probleme sind vielmehr fehlende Akzeptanz, fehlende Interoperabilität der Insellösungen oder schlichtweg nicht tragfähige Geschäftsmodelle.

Dabei wartet der Markt auf diese Modelle. Die stetig wachsende Zahl älterer Menschen in Europa verbindet ein Wunsch: Die meisten wollen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben. Umfragen zufolge würde die Hälfte der über 65-jährigen im Bedarfsfall gerne Erinnerungsfunktionen oder Alarmsysteme nutzen – Technologien also, die auch pflegebedürftigen Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen.

Unser Vorteil als Hager Group ist dabei, dass wir diese eigenen vier Wände seit über 60 Jahren sicher und komfortabler machen. Deshalb sind wir überzeugt, dass wir mit unserer Erfahrung im Bereich der intelligenten Gebäudeausstattung und unserem Know-how im Bereich Smart Home einen wichtigen Beitrag leisten können, dem Wunsch nach Komfort und Sicherheit in jeder Lebenssituation und -lage einen großen Schritt näher zu kommen.

Wir sind zu Hause im Zuhause

Ganz konkret arbeiten wir daher an AAL-Lösungen, die sich mit jedem Smart Home vernetzen lassen. Ein ganz wichtiger Aspekt ist auch ihre modulare Erweiterbarkeit, das heißt: Je nach Lebens- und Familiensituation sollte man sich AAL-Lösungen hinzukaufen oder -buchen können. Im konkreten Fall können dies intelligente, möglichst unsichtbare Sensoren sein, die nachgerüstet werden. In anderen Fällen vielleicht eine Software, die die mit bestehenden Sensoren gewonnen Daten ein wenig anders auswertet und entsprechende Szenarien zum Schutz der Person aktiviert.

Dabei kommt uns als Hager Group der Trend entgegen, demzufolge – im Geschäftsfeld AAL – die Grenzen zwischen den Segmenten Wohn- und Zweckbauten zusehends verschwimmen. Generell geht der Trend von der stationären Pflege zu semi-ambulanter oder ambulanter Pflege. Sowohl private Träger als auch Wohlfahrtsverbände realisieren heute kaum noch isolierte stationäre Pflegeeinrichtungen, sondern meist „Kombinationsprojekte“ mit angegliedertem betreuten Wohnen.

In Zukunft werden immer mehr Service-Wohnkonzepte, Demenz-WGs und generationenübergreifende Quartierskonzepte entstehen, die so eng wie möglich in bestehende Infrastrukturen integriert sind.

Die Hager Group als Komplettanbieter im Wohn- und Gewerbebereich hat hier ein deutliches Differenzierungsmerkmal, das wir in Zukunft noch stärker ausspielen werden. Durch unsere technische Kompetenz und unsere Innovationskraft, aber auch durch Partnerschaften mit Firmen wie Bluelinea sind wir besser aufgestellt als viele Wettbewerber. Gemeinsam mit Bluelinea arbeiten wir gerade mit Hochdruck an der Entwicklung eines gemeinsamen Angebotsportfolios, das wir im Rahmen eines Joint Ventures auch in Deutschland anbieten werden.

Den Kunden verstehen – und bei der Entwicklung mitnehmen

Wichtig ist dabei immer, unsere Kunden – und hierbei meine ich alle Kunden, Kaufentscheider und Nutzer in der Entscheidungskette – so eng wie möglich einbeziehen. AAL-Technologien dürfen nicht stigmatisierend oder nur „altersgerecht“ wirken, sondern müssen sich der jeweiligen Lebenssituation des Nutzers anpassen.

Daher sind wir in intensivem Kontakt mit Wohnungsbaugesellschaften, Bauträgern, Trägern der Sozialwirtschaft, aber auch Elektrikern und dem Großhandel. Unser Ziel: herauszufinden, welche Bedürfnisse Endnutzer tatsächlich haben und wie wir diese mit einer intelligenten Kombination aus Technologie und Services möglichst umfassend bedienen können. Denn am Anfang und Ende unserer Bemühungen steht immer der Mensch.

Unsere Stärke lag schon vor über 60 Jahren darin, nah an unseren Kunden zu sein und diese so eng wie möglich in die (Weiter-) Entwicklung unserer Lösungsansätze einzubinden. Diese Tradition führen wir gerade im Bereich der Alltagsunterstützenden Assistenzlösungen fort. Was wiederum dazu führen wird, dass sie bereits in wenigen Jahren keine Zukunftsmusik mehr sein werden – sondern praktische Realität.

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