Unterwegs auf neuen Wegen

Agile Projektentwicklung bei der Hager Group

Unterwegs auf neuen Wegen

Neue Zeiten erfordern ganz neue Ansätze und Methoden. Wir bei der Hager Group erproben daher ständig innovative Wege der Produktentwicklung und Zusammenarbeit. Ein Beispiel ist das Projekt hello, das uns in extrem kurzer Zeit wertvolle Erfahrungen eröffnet hat.

Eine innovative Produktidee. Ein Markt, der sich in ungewohnt hoher Geschwindigkeit verändert. Ein hochkompetitives Umfeld. Und nur wenige Monate Zeit: das waren die Rahmenbedingungen für das Projekt hello, das im Oktober 2017 begann. Für die Hager Group war es ein Beispiel, wie die Organisation sich binnen kürzester Zeit auf neue Ideen und Ansätze einzustellen vermag. Wie das Unternehmen Dinge ausprobieren, Rückschläge verarbeiten, ungeahnte Erkenntnisse generieren und für sich neue Horizonte eröffnen kann. hello war, mit anderen Worten, ein Testlabor im Hochgeschwindigkeitsmodus.

hello ist eine innovative Warnlösung, die in die Schalttafel integriert ist.
Kunden werden über eine Smartphone-Anwendung bei einem Problem mit ihrer Elektroinstallation benachrichtigt.

Zur Vorgeschichte: hello steht für ein neuartiges Warnsystem, das Nutzer in Echtzeit per App informiert, wenn es in ihrem Elektroinstallationssystem zu Fehlern kommt. Für den Installationsverteiler, eines der Hager Kernprodukte, bedeutet es einen deutlichen digitalen Mehrwert. Die Produktidee wurde von Mitarbeitern der Hager Group entwickelt und auf den intern veranstalteten „Tech Days 2017“ vorgestellt.

„Weder unser Unternehmen noch unsere Wettbewerber hatten bislang etwas Vergleichbares im Portfolio“, erklärt Olivier Pradoura, der verantwortliche Program Manager Director bei der Hager Group, „wir entschieden uns daher, hello so schnell wie möglich zur Produktreife zu bringen.“ Der Zeitrahmen, den sich das Projektteam bis zum Marktstart setzte, umfasste ganze acht Monate – weniger als die Hälfte der Zeit, die vergleichbare Projektentwicklungen üblicherweise brauchen. Denn mit hello wollte das Unternehmen gleichzeitig erproben, wie es künftig flexibler und gleichzeitig kundenorientierter zu neuen Lösungen kommen kann.

Ziel unserer Projektinitiative war, besser verstehen zu lernen, wie wir mit höherem Tempo Neues an den Markt bringen können. Dabei haben wir von hello klar profitiert.

Achim Jungfleisch

Nur wie? Relativ schnell entschieden sich die Projektverantwortlichen für agile Projektmethoden, wie sie in unterschiedlichen Varianten bereits von IT- und Designteams der Hager Group eingesetzt worden waren.

Zur Erinnerung: Agilität ist ein Konzept, das eine Handvoll Programmierer vor knapp zwei Jahrzehnten mit dem „Agile Manifest“ berühmt machte. Frustriert von traditioneller Projektarbeit mit starren Zielen und zähen Prozessen, hatten sie eine neue – eben agilere – Art des Arbeitens eingefordert, die zunächst vor allem von Softwareschmieden, Start-Ups sowie jungen Tech-Giganten wie Facebook und Spotify gelebt wurde. Statt in Abteilungs- und Zuständig­keits­silos arbeiten Mitarbeiter dabei in kleinen, crossfunktionalen Teams zusammen, den so genannten Squads, die ihre Projekte, Errungenschaften und Misserfolge vollständig selbst verantworten. Kurzfristige Projektzyklen – die so genannten „Sprints“ – ersetzen dabei klassische Projektpläne, die erfahrungsgemäß häufig bereits Makulatur sind, bevor man überhaupt richtig mit ihrer Umsetzung begonnen hat. Beim agilen Arbeiten hingegen wird durch regelmäßige Korrekturschleifen das Projekt kontinuierlich neuen Erkenntnissen und Erfordernissen angepasst.

Agilität ist deshalb vor allem dort gefragt, wo permanent Neues entwickelt, Ungewohntes ausprobiert und schnell auf sich wandelnde Kundenwünsche reagiert werden muss. Mit anderen Worten: genau das Umfeld, in dem die Hager Group mit diesem Projekt agiert.

Agile Methoden

Sammelbegriff für systematische Vorgehensweisen, die sich durch kurze Feedbackzyklen, stete Anpassung an Veränderungen, Kundenfokus, und hohen Qualitätsanspruch auszeichnen.

Iteration

Bedeutet „Wiederholung“ oder „Schleife“. Gemeint sind kurze Feedbackschleifen, in denen Teams das bisher Erreichte rekapitulieren, neue Erkenntnisse berücksichtigen und ihre nächsten Arbeitsschritte gegebenenfalls neu ausrichten.

Sprint

Ein Sprint ist ein festgelegter Zeitraum, in dem das Team einen Teil des Endprodukts abliefert. Jeder Sprint hat ein Sprintziel. In einer agilen Organisation arbeiten idealerweise alle Teams in demselben Sprint-Zyklus – das erleichtert ihnen die Abstimmung, Justierung und Neustart.

Design Thinking

ist ein Entwicklungs­ansatz, bei dem Menschen unter­schiedlicher Disziplinen in einem Team zusammen­arbeiten und ihre Arbeits­ergebnisse schnellst­möglich mit End­nutzern abgleichen. Design Thinking unter­scheidet sich daher deutlich von klassischen Entwicklungs­methoden, bei denen verschiedene Abteilungen für unter­schiedliche Auf­gaben verantwortlich sind.

Scrum

Im Rugby, aus dem dieser Begriff stammt, bedeutet „Scrum“ wörtlich so etwas wie „Gedränge“. Scrum-Teams sind multidisziplinäre Teams, die sich selbst organisieren und ihre Aufgaben in Sprint-Zyklen abarbeiten.

Minimum Viable Product

beschreibt die Version eines neuen Produktes, mit der ein Maximum an Information und Feedback bei geringstmöglichem Aufwand ermöglicht wird. Es dient dazu, ein Produkt oder eine Produktidee validieren zu können. Dadurch wird das Risiko von Fehlinvestitionen verringert.

Unter der Projektleitung von Program Manager Hamid El Khantour machte sich ein Team aus rund einem Dutzend Kolleginnen und Kollegen aus Saverne, Obernai, Crolles, Blieskastel, Paris und Aubervilliers an die Arbeit. Experten aus den Bereichen Engineering, Hager Services sowie der französischen Marktorganisation kamen regelmäßig zusammen. Was im Engineering als Minimum Viable Product entwickelt wurde, konnte wenig später bereits mit Endkunden getestet werden. Diese schnellen Iterationsschleifen halfen, das Produkt in kurzer Zeit optimal auf Kunden- und Marktbedürfnisse auszurichten.

Die Teams haben es sich zur Aufgabe gemacht, agile Methoden für das gesamte Projekt einzusetzen.
Die Produktfunktionen werden mit Installateur- und Endkunden getestet.

Insofern war das Projekt hello ein voller Erfolg – gerade weil nicht alles wie geplant lief. „Fail fast, fail cheap“ lautet das berühmte Erfolgsrezept der Start-Up-Szene aus dem Silicon Valley. Erfolgreich ist demnach, wer mutiger neue Terrains erkundet, konsequenter aus seinen Fehlern lernt und die richtigen Schlüsse zieht. Und genau das geschah im Projekt hello. Als problematisch entpuppte sich für das crossfunktionale hello-Team beispielsweise der Umstand, dass seine Mitglieder an verschiedenen Standorten angesiedelt waren. Ihre Abstimmungen und Arbeitsfortschritte konnten daher nicht so effektiv sein, wie sie bei einem Projektteam möglich wären, das kontinuierlich an einem Ort kooperiert.

Mit einem Monat Verzug konnte das Team seinen eigentlich gesteckten Zeitrahmen daher nicht ganz einhalten – auch wenn es das Projekt dennoch in Rekordzeit zum Abschluss brachte. Für Olivier Pradoura liegt darin eine wertvolle Erkenntnis. „Es gibt nicht den einen richtigen Entwicklungsprozess und den einen Königsweg, was die Zusammenarbeit betrifft“, betont Olivier. Vielmehr gelte es, für jedes Vorhaben den passenden Modus zu wählen. Und dort habe die Hager Group mit agilen Methodiken etwas Neues erprobt. „Mit anderen Worten: wir haben unseren Werkzeugkasten an Arbeitsmethoden erweitert.“ Und das gebe dem Unternehmen bei künftigen Entwicklungsprozessen deutlich mehr Handlungsspielräume.

„Man muss hello als Teil eines größeren Vorhabens verstehen“, ergänzt Achim Jungfleisch, Senior Director Solution Marketing bei der Hager Group. „Es ist einerseits Teil einer Initiative, mit der wir unsere Produkte zusehends digitaler gestalten und mit ergänzenden Dienstleistungen zu Lösungen vernetzen. Andererseits wollten wir besser verstehen lernen, wie wir mit höherem Tempo Neues an den Markt bringen können. Und dabei haben wir von hello klar profitiert.“

So gesehen, ist der Name des Produkts absolut treffend. hello steht auch für jenes freundlich-neugierige „Hallo“, mit dem die Hager Group ihre Zukunft willkommen heißt.

Die agilen Arbeits­methoden geben uns als Unternehmen bei zukünftigen Entwicklungs­prozessen deutlich mehr Handlungs­spielraum.

Olivier Pradoura

Titel – InhaltsverzeichnisEditorial – Daniel HagerEinleitung – Am Anfang steht...Die Zeichen stehen auf Strom – E3/DC und die Zukunft der StromversorgungEine Branche erfindet sich neu – Im Dialog mit Partnern aus dem GroßhandelEnergie fürs Wachstum – Wie die Hager Group Indien elektrisiertUnterwegs auf neuen Wegen – Agile Projektentwicklung bei der Hager Group„Ich verliere nie. Entweder ich gewinne – oder ich lerne etwas“ – Erfolgstrainer Clive Woodward im InterviewDie Macht guter Verbindungen – Vernetzt mehr erreichen bei der Hager GroupDie Hager Group – Unsere Aufsichtsräte zur Energiewende – Der Vorstand – Facts & figures – E3 – Weltweite Kontakte – Impressum – Hager Group Annual Report ArchiveHager Group Annual Report 2018/19Hager Group Annual Report 2017/18Hager Group Annual Report 2016Hager Group Annual Report 2015