Energiemanagement: Die Herausforderungen für Unternehmen

solarpaneele auf einem industriegelände

Angesichts der seit Februar 2022 um 30 % gestiegenen Strompreise ist die Senkung der Energiekosten für Unternehmen nicht mehr nur eine reine Umwelt- oder CSR-Maßnahme – die signifikanten Mehrkosten stellen oftmals eine wirtschaftliche und finanzielle Bedrohung dar.

Für zahlreiche Unternehmen und Gemeinden ist das Energiemanagement ein ausschlaggebender Faktor für Planung und Umstrukturierung. Sei es zur Kostensenkung, zur Verringerung des CO₂-Fußabdrucks oder zur Erfüllung der zunehmenden Compliance-Anforderungen: An einem sparsamen und nachhaltigen Energiemanagement führt mittlerweile kein Weg mehr vorbei. 

Für nahezu alle Unternehmen und Einrichtungen ist ein effizientes Energiemanagement mittlerweile unumgänglich geworden. Aber was genau versteht man unter diesem Begriff – und was bedeutet er für die Unternehmenswelt von morgen?  
 
 

Energiemanagement: Was genau ist das eigentlich? 

Das Energiemanagement bezeichnet den Prozess der Planung und Verwaltung des Energieverbrauchs. Durch die Analyse der  Energieverbrauchsdaten (z. B. für Gebäude und Produktion) werden Möglichkeiten zur Kostensenkung und Ressourcenschonung ermittelt.

Das Energiemanagement bezeichnet also einen in Unternehmen und anderen Einrichtungen umgesetzten Prozess – nicht zu verwechseln mit dem EMS (Energy Management System), das im Rahmen des Energiemanagements als Hilfsmittel zum Einsatz kommt. 

 

Heat recuperation system in a factory


Ziele des Energiemanagements   

Kostensenkungen 

Angesichts der steigenden Preise für Gas, Strom und Kohle hat der kontrollierte Energieverbrauch für Unternehmen signifikant an Bedeutung gewonnen. Aus finanzieller Sicht kann ein besseres Energiemanagement zu erheblichen Einsparungen führen: Nach Angaben des von Mitarbeitern des französischen Stromerzeugers EDF geleiteten Réseau pour la Performance Énergétique (RPE) konnten 16 Unternehmen des RPE-Netzwerks Aquitaine Nord ihre Energiekosten durch Maßnahmen und bewährte Verfahren zur Energieeinsparung innerhalb von zwei Jahren um 10 bis 20 % senken.


Klimaschutz und Ressourcenschonung

Auch angesichts des Klimawandels müssen die Unternehmen ihren Beitrag leisten: Neben der dringend erforderlichen Reduzierung der Treibhausgasemissionen ist auch generell ein bewussterer Umgang mit Energie an den Tag zu legen – denn die Ressourcen verknappen sich zunehmend.

Zwischen 2010 und 2020 gelang es dem belgischen Unternehmen Alpro, Marktführer für Lebensmittel auf Sojabasis, seine Treibhausgasemissionen pro Produkt um 35 % zu senken. Nach Angaben des Unternehmens sei dies größtenteils auf einen geringeren Energieverbrauch innerhalb der betriebseigenen Fabriken zurückzuführen. 


Compliance

Die Dringlichkeit des Klimaschutzes veranlasst die Regierungen zahlreicher Länder zum Handeln – und damit zur Einführung von Rechtsvorschriften, die zur Reduzierung des Energieverbrauchs beitragen sollen. So ist das Energiemanagement auch hinsichtlich der Compliance-Anforderungen unumgänglich und hilft den Unternehmen, die sich kontinuierlich weiterentwickelnden Bestimmungen umzusetzen und zu erfüllen.

Die Europäische Union hat für sämtliche Mitgliedsländer das Ziel der CO₂-Neutralität bis 2025 vorgegeben. Im Rahmen des 2019 etablierten Green Deals (Grüner Pakt) hat die Europäische Kommission im Juli 2021 mit „Fit For 55“ ein Paket reformierter und neuer Richtlinien und Verordnungen vorgestellt, die auch Einsparungen beim Energieverbrauch umfassen. 

Dazu zählen insbesondere die Vermeidung von Energieverlusten sowie die Verbesserung der Energieeffizienz von Alt- und Neubauten. Wenn dieser Gesetzesvorschlag zur Anwendung kommt, wäre der öffentliche Sektor jährlich zur Renovierung von 3 % seiner Gebäude verpflichtet.

In zahlreichen Ländern der Welt werden neue Vorschriften und Gesetze für ein besseres Energiemanagement verabschiedet und verpflichten die Unternehmen zu deren Umsetzung. 
 

Inside the European Parliament


Beispiel: Die französische Gesetzgebung 

In Frankreich unterliegen Nichtwohngebäude einer Reihe von Normen zur Regulierung der Energieeffizienz. Während die Zertifizierung nach ISO 50001 auf freiwilliger Basis erfolgt, sind die Unternehmen zur Einhaltung des Tertiärdekrets (décret tertiaire) sowie des BACS-Dekrets (décret BACS) verpflichtet.

Die internationale Norm ISO 50001 soll Organisationen und Unternehmen beim Aufbau eines effizienten und systematischen Energiemanagements unterstützen. Nach ihrer Veröffentlichung im Jahr 2011 wurde sie 2018 überarbeitet und gibt seitdem auch einen klaren Rahmen für die Anwendung eines übereinstimmenden Energiemanagementsystems vor. 
Das Tertiärdekret schreibt vor, dass der Energieverbrauch in Nichtwohngebäuden mit einer Fläche von mindestens 1.000 m² bis 2050 um 50 % gesenkt werden muss. 
Das BACS-Dekret (Building Automation & Control System) legt das Ziel fest, Nichtwohngebäude bis zum 1. Januar 2025 mit einem System zur Automatisierung und Kontrolle des Energieverbrauchs auszustatten. 

Jede Struktur ist außerdem verpflichtet, ihre Kennzahlen hinsichtlich des Energieverbrauchs auf der OPERAT-Plattform der französischen Umwelt- und Energieagentur ADEME zu melden. 

All diese Bestimmungen erfordern eine umfassende und effiziente Energiepolitik seitens der Unternehmen. Aber wie genau hat diese auszusehen? 
 
 

Hilfsmittel des Energiemanagements

Bereitstellung eines EMS  

Ein EMS oder Energiemanagementsystem setzt sich aus verschiedenen Tools zusammen, die Energieströme und zugehörige Energieträger erfassen und analysieren und so zur Identifizierung von Energieeinsparpotenzialen beitragen. Durch ein optimal auf die jeweilige Größe und Geschäftsstruktur abgestimmtes EMS können Unternehmen ihren Energiebedarf ermitteln und den laufenden Verbrauch steuern und kontrollieren. 

In Übereinstimmung mit der Norm ISO 50001 ermöglicht ein Energiemanagementsystem zudem, unverhältnismäßig hohe Energieposten aufzudecken und Entscheidungen für Investitionen in die Energieeffizienz zu unterstützen. 

 

Die Rolle des Energiemanagers

Das immer stärker gefragte Berufsbild des Energiemanagers stellt Unternehmen und Einrichtungen einen Experten für die Verbesserung ihrer Energieeffizienz zur Seite.

Ob in Festanstellung oder als Dienstleister führt der Energiemanager zunächst ein Audit durch und analysiert sämtliche Daten hinsichtlich des Energieverbrauchs. Darauf aufbauend stellt er Vorschläge für die erforderlichen Energiesparmaßnahmen bereit. 

Den Unternehmen stehen also bereits verschiedene Lösungen zur Optimierung Ihres Energieverbrauchs zur Verfügung. Doch auch darüber hinaus muss sich die Wirtschaft im Rahmen des Energiemanagements mit weiteren Herausforderungen auseinandersetzen.

 

Die Herausforderungen des Energiemanagements

Datenmanagement: Cyberangriffe und Sicherheit

Das Energiemanagement basiert auf der Erfassung von Informationen zum Energieverbrauch eines Unternehmens. Mit dieser Form der computergestützten Datenerhebung müssen jedoch auch ein gewissenhaftes Datenmanagement und die erforderlichen Datenschutzmaßnahmen einhergehen. Um das Risiko von Cyberangriffen einzudämmen, müssen Unternehmen mit einem wirksamen Schutzsystem vorsorgen. 


Personalwesen: Höhere Arbeitgeberattraktivität

Tatsächlich beeinflusst das Energiemanagement nicht nur die Finanzen eines Unternehmens: Es wirkt sich auch auf die soziale Verantwortung (CSR), das Personalwesen und letztlich das gesamte Unternehmensimage aus. 

Sowohl seitens der Beschäftigten als auch von Kunden und potenziellen Talenten wird ein performantes Energiemanagement vermehrt gefordert bzw. vorausgesetzt. Indem sich ein Unternehmen mit der Energieeinsparung auseinandersetzt, kann es sein Engagement für Umweltbelange verdeutlichen und somit eine positive Botschaft vermitteln. 

Dieses Engagement kann sich  nachhaltig auf die Arbeitgebermarke sowie die Akquisition von Kunden und Talenten auswirken und führt zu einer gesteigerten Arbeitgeberattraktivität. 

Im Gegensatz dazu kann sich eine fehlende Energiepolitik nachteilig auf ein Unternehmen auswirken, weshalb das Energiemanagement heute klar im Fokus der Unternehmensstrategien und Unternehmensführung stehen sollte.


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